Künstliche Intelligenz – Das Ende der Menschheit?

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Die Digitalisierung revolutioniert immer stärker die Arbeitswelt und unseren Alltag. Mehr und mehr Tätigkeiten können durch immer intelligentere Maschinen durchgeführt werden. In unserem Artikel „Prinzip Ausbeutung“ haben wir uns bereits mit den negativen Folgen beschäftigt, die diese Entwicklung langfristig auf den Arbeitsmarkt haben wird. Hier möchten wir uns nun damit beschäftigen, welche Auswirkungen dies auf den Menschen selbst haben wird.

Der „Heilige Gral“, der Endpunkt, der hinter dieser ganzen Entwicklung steht, ist die „Künstliche Intelligenz“ (KI). Bereits heute existiert die KI in abgegrenzten Bereichen (z. B. in Schachcomputern) und überflügelt dort die menschliche Intelligenz bei weitem. Das Ziel, an dem ganze Heerscharen von Entwicklern arbeiten, ist es, diese künstliche Intelligenz laufend weiter zu entwickeln und in so vielen Bereichen wie möglich einzusetzen. Die Absicht hierbei ist, immer mehr Tätigkeiten durch diese intelligenten Maschinen durchführen zu lassen und die gewaltigen Datenmengen, die durch die Internetnutzer bereitwillig zur Verfügung gestellt werden, immer besser auswerten und interpretieren zu können.

Doch damit ist das Ziel noch längst nicht erreicht. Es geht den Entwicklern nicht nur darum, die künstliche Intelligenz auf abgegrenzte Bereiche zu beschränken, sondern darum, eine „umfassende“ KI zu schaffen, die wie ein Mensch über ein umfassendes, bereichsübergreifendes Denkvermögen verfügt – und den Menschen darin dann übertrifft. Dieses zukünftige, von den Entwicklern erhoffte Ereignis bezeichnet man als „Singularität“.

IT-Prophet Ray Kurzweil, der u. a. 1990 voraussagte, dass innerhalb von 8 Jahren Computer in der Lage wären, den amtierenden Schach-Weltmeister zu schlagen, sagt diese Singularität bereits für das Jahr 2029 voraus. Nach seiner Berechnung ist ab diesem Zeitpunkt die Künstliche Intelligenz zu allem in der Lage, was auch ein Mensch tun kann – nur besser.

Gehen wir dabei doch zunächst einfach davon aus, dass die Optimisten Recht behalten. Auch was den Arbeitsmarkt angeht. Schauen wir also mal 30 Jahre in die Zukunft und gehen davon aus, dass in der Arbeitswelt alle Tätigkeiten, die zuvor von Menschen erledigt wurden, nun von intelligenten Maschinen durchgeführt werden. Dabei hat man gleichzeitig ein System geschaffen, um diese Wertschöpfung fair zu besteuern, wodurch die Mittel vorhanden sind, ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden zu gewährleisten. Paradiesisch, oder? Doch es geht noch weiter: die Arbeitsentlastung findet nicht nur im Berufsleben statt, sondern setzt sich auch zu Hause fort. Ihr Haus reinigt sich selbst, kümmert sich um Heizung und ruft bei Bedarf den Reparaturdienst (der natürlich auch nicht aus Menschen besteht). Ihr Kühlschrank bestellt automatisch das Essen, das von einem Küchenroboter zubereitet wird. Dass der Rasen draußen von einem Roboter gemäht wird ist da schon ein alter Hut. Und natürlich muss auch das Auto niemand mehr selbst steuern. Da kann einem doch wirklich das Herz aufgehen, oder? Das heißt ja: Sie müssen nichts mehr arbeiten. Gar nichts. Sie sind natürlich auch völlig vernetzt. Selbstverständlich haben Sie außerdem zahlreiche Implantate, die es Ihnen ermöglichen, sich mit anderen per Chat auszutauschen, Ihren Gesundheitszustand dauerhaft zu überwachen oder auch nur ein Bier zu bestellen. Die KI findet für Sie sogar den perfekten Partner, ohne dass Sie sich anstrengen müssen. Ein Traum, oder? Ich kann mich endlich auf das konzentrieren, was ich eigentlich tun möchte.

Nur: was ist das jetzt eigentlich?
Menschen helfen? Braucht man ja nicht, es ist für alles gesorgt.
Forschen? Vergessen Sie’s! Die Maschinen machen das schon.
Künstlerisch kreativ sein? Sparen Sie sich die Mühe! Die künstliche Intelligenz kann ALLES besser. Sogar das.

Was bleibt also? Machen Sie sich einen schönen Tag und konsumieren Sie einfach so vor sich hin. Wenn Sie Glück haben bewahrheitet sich sogar der kühnste Traum der KI-Jünger und es wird dann möglich sein, Ihren Körper so zu verbessern, dass er nicht mehr altert oder man überträgt Ihren Hirninhalt einfach direkt auf Festplatte. Dann können Sie sogar bis in alle Ewigkeit in der Gegend herumlungern.

An der Stelle ergibt sich eine wichtige Frage: Welchen Wert hat der Mensch in einer solchen Welt überhaupt noch?

Eine ziemlich philosophische Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt. Trotzdem sollte man sich fragen: Wie soll ein Mensch wachsen und reifen, wenn er keine Herausforderungen mehr kennt? Wie soll ein Mensch sich noch freuen können, wenn er alles im Überfluss besitzt? Wie soll ein Mensch etwas wertschätzen, wenn er nie für etwas hat kämpfen müssen? Wie stark ist ein Mensch, der es verlernt hat, selbst einfachste Tätigkeiten im Alltag, im Haushalt, in einem Beruf eigenständig durchzuführen? Und im Extremfall: wie soll ein Mensch die Einzigartigkeit seiner Existenz begreifen, wenn er den Tod nicht zu fürchten braucht? Sind wir dann überhaupt noch Menschen?

Steve Jobs, obwohl selbst ein Vorreiter der Digitalisierung, hat kurz vor seinem Tod hierzu sehr treffende Worte gefunden: „Niemand will sterben. Und trotzdem ist es ein Schicksal, das wir alle teilen. Und so soll es auch sein, denn der Tod ist die beste Erfindung des Lebens. Er ist der Motor des Wandels. Er schafft Platz für neues.“

Aber ob mit oder ohne Tod: Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der der Mensch nicht mehr lebt, sondern einfach nur noch existiert?

Soviel zur optimistischen Variante. Kommen wir nun zur pessimistischen Sichtweise. Verdeutlichen wir uns hierzu noch einmal, was der Quantensprung von der Künstlichen Intelligenz hin zur „Singularität“ bedeutet: Einen umfassenden, unbeschränkten künstlichen Verstand, der den des Menschen weit übersteigt und dabei in der Lage ist, sich ohne Beschränkung noch weiter zu optimieren. Wir sprechen hier also nicht von einer ebenbürtigen Existenz, sondern von einer Superintelligenz, deren Wachstum keine Grenzen gesetzt sind. Und damit entsteht auch eine Intelligenz, die die Menschheit nicht mehr kontrollieren kann. Egal welche Mechanismen man sich dann noch ausdenken mag: es wird nicht funktionieren. Oder kann sich – mal im Vergleich – ein Ameisenstaat überlegen, wie er die Menschheit unter Kontrolle halten kann? Denn diese Superintelligenz ist der Menschheit dann haushoch überlegen und immer mindestens einen Schritt voraus.

Und welche Folgen kann es nun haben, einer solchen Intelligenz ausgesetzt zu sein? Denn eine Frage drängt sich hier fast zwangsläufig auf: warum sollte eine solche hochentwickelte Intelligenz noch einer Spezies – den Menschen – dienen, die ihr nicht nur weit unterlegen ist, sondern die für sie und den Planeten auf dem sie existiert auch noch ein Sicherheitsrisiko darstellt?

Einige kluge Menschen, die an diesem Thema weitaus dichter dran sind, als Ottonormalverbraucher, haben hierzu ihre eigene Meinung:

  • Astrophysiker Stephen Hawking, einer der klügsten Menschen dieses Planeten, sagt hierzu: „Künstliche Intelligenz kann die großartigste Errungenschaft der Menschheit werden. Bedauerlicherweise kann sie auch die letzte sein.“
  • Bill Gates, Gründer von Microsoft und reichster Mann der Welt, äußert dazu: „Maschinen, die immer intelligenter werden, Maschinen, die immer mehr Verantwortung tragen, gesteuert von einer Künstlichen Intelligenz, könnten eines Tages zu einer ernsthaften Bedrohung für die Menschheit werden. Wie die Geister, die der Zauberlehrling von Goethe rief, könnten KI-Maschinen unserer Kontrolle entgleiten. Sie könnten uns überholen, uns beherrschen, vielleicht eines Tages uns töten.“
  • Apple-Mitbegründer Steve Wozniak drückt sich hierzu ebenfalls ziemlich klar aus: „Computer werden die Führung von den Menschen übernehmen.“
  • Tesla-Gründer Elon Musk schätzt die KI „gefährlicher als die Atombombe“ ein.
  • Robert Finkelstein, CEO von Robotic Technology findet ebenfalls deutliche Worte: „Wir werden die KI mit Fähigkeiten ausstatten, die unsere eigenen bei weitem übersteigen. Sie wird nicht statisch bleiben. Sie wird mehr als ein Mensch sein. Sie wird anders als ein Mensch sein. Und sie wird sich mit einer Geschwindigkeit entwickeln, die für einen Menschen nicht begreiflich ist“.
  • Shane Legg, Mitbegründer des Unternehmens „Deep Mind“ bezeichnet jede Software, die sich autark fortschreibt, als „größtes Risiko des Jahrhunderts“.

Die Menschen, die diese Äußerungen getroffen haben, sind keine dubiosen Weltuntergangspropheten, sondern eine hochgebildete Elite und außerdem selbst sehr nahe dran an dem Thema. Und wenn diese klugen Köpfe so klar auf die Gefahren der KI hinweist, dann sollte man dies mehr als ernst nehmen.

Was sich in den Labors von Google, Facebook, Amazon und den anderen IT-Riesen tut, ist ein Spiel mit der Intelligenz der Götter.

Umso erstaunlicher ist es, dass bisher kaum jemand ernstlich davon Notiz nimmt.
Staatliche Kontrollen? Fehlanzeige.
Man stelle sich das einmal bei der Atomtechnologie vor: die Staaten würden sich um keinerlei Beschränkungen oder Vorgaben kümmern, sondern jede Person und alle Unternehmen, die sich damit beschäftigen wollen, einfach mal machen lassen. Undenkbar, oder?
Dabei entspricht das aktuell genau das die Sachlage im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der unablässigen Forschung an der „Singularität“. Mit dem Unterschied, dass diese Technologie die Gefährlichkeit von Atomwaffen noch übersteigt.

Das Auftreten der Singularität – wenn man es denn nicht verhindert – wird zur größten Herausforderung und Gefahr für die Menschheit in ihrer Geschichte werden.

Selbst wenn man von einem optimistischen Szenario ausgeht: Die KI wird selbst dann die Menschheit in einer Form verändern, dass man nicht mehr von „Menschsein“ sprechen kann. In jedem Fall ist der Mensch dann endgültig einer Technologie ausgeliefert, die er selbst nicht mehr beherrscht, sondern die ihn beherrschen kann. Professor Huw Price von der Cambridge-Universität bringt den Sachverhalt im Falle der positiven Entwicklung auf den Punkt, indem er sagt: „Dann sind wir der Barmherzigkeit von Maschinen ausgeliefert, die nicht bösartig sind, die aber unsere (menschlichen) Interessen nicht berücksichtigen“.

Und auch für den schlimmsten Fall findet Professor Price treffende Worte: „Die wahrscheinlichsten Szenarien für die Auslöschung der Menschheit sind nicht besonders dramatisch. Da gibt es keinen heldenhaften Kampf. Das kann ganz schnell gehen.“

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Falls Sie etwas für eine bessere digitale Entwicklung tun möchten:

Bleiben Sie ein Mensch – und keine Biomasse mit Internetanschluss.
Arbeiten Sie, kämpfen Sie und genießen Sie Ihr Dasein.
Und wenn Sie gerne noch etwas mehr für den Bestand der Menschheit tun wollen: Klären Sie andere Menschen in Ihrem Umfeld darüber auf, was da kommen kann in Sachen „KI“ und „Singularität“ und beziehen Sie schon jetzt klare Position.
Für das Menschsein.

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Hintergrundinfos zu diesem Thema:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-132040357.html

http://www.huffingtonpost.de/jacques-kommer/stephen-hawking-warnt-vor-den-folgen-kuenstlicher-intelligenz_b_5349755.html

http://www.zeit.de/2013/14/utopien-ray-kurzweil-singularity-bewegung/seite-2

https://hpd.de/artikel/kommt-technologische-singularitaet-13480/seite/0/1

http://www.focus.de/wissen/technik/sprechende-smartphones-selbstfahrende-autos-kuenstliche-intelligenz-segen-und-fluch-zugleich_id_5859608.html

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